Spätjahrskonzert 2022
Begeisterung pur
Orchester und Publikum inspirieren sich gegenseitig
Herbstlich kühl war das Wetter und auch die Hermann-Kimling-Halle präsentierte sich, der Jahreszeit und den momentanen Gegebenheiten entsprechend, recht kühl. Von diesen Umständen lies sich jedoch das sehr zahlreich erschienene Publikum nicht abhalten am Ende des Konzertes das Orchester des Musikvereins , seine Dirigentin Isabel Gonzalez-Villar und den Solisten Paul Bruckert frenetisch zu feiern. Diesen Beifallsstürmen war ein Konzertprogramm vorangestellt, das in Zusammenstellung und Auswahl der Musikstücke von dem feinen Gespür der Dirigentin für Gefühle und Emotionen geprägt war. Unter dem für manchen Zuhörer zu Beginn des Konzertes recht sperrigen Motto „In & Out“ sollte die Wirkung vielschichtiger Einflüsse auf den Menschen und die daraus folgenden Auswirkungen musikalisch dargestellt werden. Daraus ergaben sich neue Eindrücke beim Publikum die für die bereits erwähnten Beifallsstürme sorgten.
„Music for a Festival“ von Philip Sparke mit seinem fulminanten Beginn, den zahlreichen kammermusikalischen Passagen und einem furiosen Finale gab dem Orchester gleich zu Beginn des Konzertes die Möglichkeit seine über Jahrzehnte gewachsene Klangvielfalt und seinen besonderen Klang zu entfalten. Ein gelungener Auftakt der seine Fortsetzung sowohl in Frank Ticheli´s „Loch Lomond“ als auch in Rossano Galantes „Cry of the last Unicorn“ fand.
Einen besonderen Akzent setzte das Orchester gemeinsam mit dem Solisten am Akkordeon Paul Bruckert und dem „Tango pour Claude“. Kein typischer argentinischer Tango wie man es erwartet sondern ein Tango mit Einflüssen aus dem Jazz. Paul Bruckert, 20 Jahre jung und viele Jahre Schüler an der Östringer Musik- und Kunstschule bei Simone Tonka, verstand es eindrucksvoll die Besonderheiten dieses Tangos zur Geltung zu bringen. Dabei wurde er zurückhaltend und doch unterstützend vom Orchester des Musikvereins begleitet. Eine ganz feine Leistung dieses jungen Solisten.
Guido Rennert, einer der zur Zeit angesagtesten Komponisten der Blasmusik, versteht es die Klangfacetten eines Blasorchesters gekonnt und in ihrer ganzen Vielfalt in seinen Kompositionen und Arrangements in Szene zu setzen. Mit seinem „The Sound of Ireland“ schuf er ein opulentes Abbild der musikalischen Vielfalt der irischen Musik. Zahlreiche Solisten waren hier , teilweise an ungewohnten Instrumenten wie Tin Wistle (Klaus Appel), Irish Wooden Flute (Ulrike Förderer) oder Basstrompete (Nikolai Sieger) gefordert. Sie alle meisterten ihre Herausforderungen hervorragend und auch das Orchester zeigte sich den Anforderungen dieser Komposition gewachsen. Zeitweise fühlte man sich inmitten eines irischen Dudelsackensembles und zum Abschluss, dank des Schlagzeugregisters, mitten in der Tänzerschar von „Lord of the Dance“. Für die Musiker als auch für das Publikum ein mitreißender Abschluss eines gelungenen Konzertes mit den eingangs erwähnten Beifallsbekundungen wie man sie in Östringen nur selten erlebte. Man darf den Verantwortlichen des Vereins zu dieser beeindruckenden Leistung gratulieren und die Stadt kann sich eines außergewöhnlichen Klangkörpers und Aushängeschildes rühmen den es weiterhin zu fördern und zu unterstützen gilt.
AMR